Pfeilgiftfrösche in Nordhessen

Hier stehen mal ein paar kurze Geschichten, die ich im Laufe der Jahre genau so erlebt habe. Oder habe ich mir das nur ausgedacht? Viele Episoden vergisst man schnell wieder, andere bleiben länger im Gedächtnis.



Blaue Frösche

Am Vorabend einer Terraristika saß ich mit meinem Froschfreund Erik beim Abendessen im Gastraum einer kleinen Pension in Hamm.

Mehr…

 ⁣  

Als die Tür aufging, ein Mann mit einer Styroporkiste unter dem Arm hereinkam und die Wirtin fragte ob er seine Tiere mit herein bringen dürfte, kam vom Nachbartisch wie selbstverständlich die Frage " ...was denn dort drin wäre?..." Wir Beide wussten natürlich, was drin ist in der Box und als ein kleiner Behälter mit einem Dendrobates tinctorius "Azureus" zum Vorschein kam, war das Erstaunen bei den biertrinkenden Einheimischen selbstverständlich groß.

Für einen Laien ist es immer ein großes Aha-Erlebnis, erblickt er zum ersten Mal einen dieser blauen Frösche. Mir selber ging es vor ein paar Jahren ja nicht anders. Auch heute noch kommt von Leuten, die zum ersten Mal  in meinem Keller sind, immer noch der Ausruf: "...ein blauer Frosch - das gibt es doch gar nicht....."

Weniger…

Im Zoo

Bei einem Familienbesuch in einem deutschen Zoo, zu dem auch ein kleiner Aquarien- und Terrarienbereich gehörte, beobachtete ich voll Interesse ein großes Terrarium mit Pfeilgiftfröschen.

Mehr…

 ⁣  

Gerade hatte sich die Nebelanlage eingeschaltet. Langsam füllte sich der Behälter mit dem von oben eintretenden Wasserdampf. Ein wirklich beeindruckendes Bild, welches neben mir auch ein ca. fünf Jahre alter Junge beobachtete.

Als sich der Behälter nach einiger Zeit fast vollständig mit diesem wabernden Schwaden gefüllt hatte, kam die Mutter des Kleinen, nahm ihn bei der Hand und sagte nach einem kurzen Blick auf das wirklich faszinierende Schauspiel: "Nun komm endlich, bei dem Becken ist ja noch nicht einmal die Scheibe richtig sauber."

Da stand ich also wieder allein vor den, die erhöhte Luftfeuchtigkeit sichtlich genießenden kleinen Dendrobates auratus und verstand nicht, wie man dermaßen ignorant sein konnte. Bei manchen Menschen haben es unsere Frösche sehr schwer, sich gegen so gewöhnliche Zootiere wie Elefanten, Giraffen oder Löwen, durchzusetzen.

Weniger…

Tarnung aufgeflogen

Mit einem Froschfreund war ich vor vielen Jahren mal wieder, bei einem damals sehr bekannten, Terraristikladen.

Mehr…

⁣  

Nach dem Vorbringen unserer diversen Wünsche kam das Gespräch natürlich auch auf neue verfügbare Arten von Pfeilgiftfröschen. Ranitomeya benedicta wären jetzt auch in Deutschland zu haben, war die Information des Inhabers, die wir aber nicht glauben wollten.

"Geht doch hinter zu den Terrarien, da sind welche! Die sind aber nicht zu sehen weil sie sehr scheu sind. Außerdem werden die nachher abgeholt." 

Uns traf fast der Schlag als wir in besagtem Terrarium mehrere der kleinen Tiere mit den leuchtend roten Köpfen direkt vorn an der Scheibe sitzen sahen. Von Scheu oder sich verstecken war nichts zu spüren. Das sie sich nicht sehen lassen sollten, hatten sie irgendwie nicht mitbekommen. So bekam ich meine ersten Benedicta zu Gesicht die mittlerweile seit langer Zeit zu meinem Bestand gehören. 

Weniger…

Krabbeltiere

Ein Bekannter nahm mich mit zu einem Pfeilgiftfrosch-Züchter. Mit  dabei war sein Sohn im Alter von etwa 13 Jahren.

Mehr…

⁣  

Der befreundete Züchter hatte im Keller seines Reihenhauses eine Anlage stehen die schon ein wenig in die Jahre gekommen war. Die Tiere waren top und als besondere technische Raffinesse gab es im Terrarium verbaute Leuchtstoffröhren zu bewundern.

In dem Keller war auch eine florierende Futtertierzucht etabliert. Vermehrt wurden hier hauptsächlich Drosophila die bekanntlich einen hohen Freiheitsdrang haben. Dementsprechend reichhaltig war auch die an Wänden, Decke und Einrichtung herumkrabbelnden Insektenfauna was uns als hartgesottenen Terrarianern natürlich nichts ausmachte.

Nur der Junge wurde immer ruhiger. Als wir nach dem Rückweg bei ihm zu Hause ankamen sprang er aus dem Auto und rannte an uns und seiner Mutter vorbei ins Haus. Dabei rief er ihr zu: "Ich muss mich desinfizieren!". Mittlerweile ist dieser Junge kein Teenager mehr und hat immer noch Pfeilgiftfrösche.

Weniger…

Zwerggeckos kaufen

 Als Vater versucht man natürlich immer seine Kinder mit auf die Seite seines Hobbys zu bekommen.

Mehr…

⁣  

Das ich dabei nicht besonders erfolgreich bin, habe ich schon bei meiner großen Tochter schmerzlich erfahren müssen. Das in ihrem Zimmer aufgestellte Aquarium kam über eine gewisse Anfangsbegeisterung einfach nicht hinaus und wurde irgendwann wieder abgebaut.

Um so erfreuter war ich, als sich meine Jüngste anfing, für Zwerggeckos zu interessieren. Gut das waren jetzt keine Frösche aber mit den kleinen Tierchen könnte ich mich schon anfreunden. Das Internet wurde strapaziert und zwei Terrarien hergerichtet. Jetzt noch einen Züchter ausfindig machen und bei ihm einen Besuch vereinbaren war dann reine Formsachen.

Am Tag der vereinbarten Abholung führte uns das Navi in eine nicht ganz so feine Gegend einer großen westfälischen Stadt. Der dort wohnende Züchter stellte sich als eine nicht deutsch sprechende Frau heraus deren Ehemann übersetzte. Dummerweise hatte dieser keine Ahnung und wohl auch wenig Interesse an dem Hobby seiner Frau. So gestaltete sich dieses Treffen zu einem kleinen Desaster. Die erworbenen Geckos waren hingegen schöne und sehr faszinierende Tiere. Zu unserer Schande muss ich jedoch zugeben, dass wir sie nicht lange am Leben erhalten konnten. 

Meiner Jüngsten hat dieses Erlebnis aber terraristisch einen Knacks gegeben und Geckos waren nie wieder ein Thema.

Weniger…

Konspiratives Treffen

Will man heute Frösche der Gattung Oophaga aus dem Komplex Histrionica/Sylvatica/Lehmanni erstehen, hat man es etwas einfacher als noch vor einigen Jahren.

Mehr…
⁣  

Man steckt sich unauffällig mehrere dicke Brieftaschen ein, fährt zum  Händler seiner Wahl und bekommt dort für teurer Geld die Tiere seiner schlaflosen Nächte.

Grob gesagt, war das früher ja so ähnlich. Nur die Abwicklung so eines Deals gestaltete sich viel aufregender. Nach einer langen zähen Vorbereitung bekam man eine Adresse in einer Hochhaussiedlung am Rande einer rheinischen Großstadt mitgeteilt. Hier angekommen teilte man dem Verkäufer dann per SMS seine Ankunft mit und wurde nun erst einmal in dieser wirklich sehr einladend wirkenden Gegend, im Auto sitzen gelassen. Wahrscheinlich musste erst einmal gecheckt werden ob man wirklich wie vereinbart allein erschienen war.

Der Anblick vieler netter Menschen in diesem multikulturellen Areal ließ die Zeit allerdings wie im Flug vergehen. Man  prüft mehrfach die Verriegelung seines Autos, verflucht sich selbst ob der eigenen Gutgläubigkeit mit einem gewissen Geldbetrag hier hergekommen zu sein und sieht sich schon in der nächsten Aktenzeichen-XY Sendung.

Irgendwann kommt dann der Frosch-Dealer mit den Dosen in der Jacke zu einem ins Auto. Wie in der Marktwirtschaft üblich, wechselt die Ware gegen den im Vorfeld abgemachten Obolus ihren Besitzer. Diskussionen gibt es nicht, Garantie wird nicht gegeben und auf eine gewisse Verschwiegenheit wird mit Nachdruck hingewiesen.

Auf der Rückfahrt ist man froh, dass alles so gut abgelaufen ist und freut sich über dies und jedes.

Weniger…

Schlechte Geschlechter

Hatte man nach langer Zeit einen freundlichen Menschen gefunden, der bereit war Oophaga histrionica oder Oophaga sylvaticus abzugeben, war die Vorfreude natürlich riesig.

Mehr…

⁣  

Voller  Enthusiasmus fährt man zur angegebenen Adresse und trifft sich dort mit einem weiteren Froschfreund. Wir zwei werden freundlich begrüßt und durch die wirklich beeindruckende Anlage geführt.

Die Begründung, warum sich der Froschhalter von den wirklich schönen blauen Oophaga histrionica trennen möchte klingt plausibel. Das die beiden Tiere in unterschiedlichen Terrarien sitzen wird nicht weiter hinterfragt. So wechseln die zu 99% ein Paar darstellenden Frösche, die nur noch kein Gelege gebracht haben, den Besitzer.

Zu Hause angekommen beziehen die Tiere das vorbereitete Terrarium und es dauert nicht lange, bis das Männchen anfängt zu quaken. Was für ein schöner Anblick. Das böse Erwachen kommt, als mein "Weibchen" die Machenschaften des anderen Tieres nicht auf sich sitzen lässt und fröhlich zurück quakt. Mein Gemütszustand wandelt sich jetzt schlagartig von himmelhoch jauchzend nach zu Tode betrübt, beim Anblick meines 99%-Paares. 

Jetzt wird einem manches klar. Gier hat einmal mehr den Verstand gefressen und man selbst hat die Bekanntschaft eines, sagen wir es einmal freundlich, überaus cleveren Mitmenschens gemacht.

Weniger…

Nachwuchs

Mein Hobby ist aufwändig, kurios und wohl nicht von Jedermann in dieser Form zu betreiben. Teile der Familie halten mich auch schlichtweg für "anders" als all die Andere.

Mehr…

⁣  

Umso erfreuter ist man selber, wenn auf einem Straßenfest durchaus das Interesse von, bis dahin in der Terraristik völlig unbescholtener Mitmenschen geweckt ist. Bei den anschließenden Rundgängen durch meinen Froschkeller gibt es viele Fragen und ein unglaubliches Staunen beim Anblick meiner Frösche in ihren Terrarien. Unser Hobby scheint wirklich für den Allgemein-Bürger nicht vorstellbar zu sein. Wenn einer meiner Nachbarn 17 alte Autos im Besitz hat um daran herumzuschrauben, wird das mehr als "normal" angesehen.

Während dieser Führung kam von unserer Nachbarin der Wunsch meine Anlage einmal mit ihrer Kindergruppe der "Naturfreunde" zu besichtigen. Kein Problem für mich und so standen ein paar Wochen später, fünf Knirpse im Kindergartenalter nebst zweier Begleitpersonen, vor meiner Tür. Wieder gab es die üblichen Fragen. Die Kinder waren begeistert bei jedem Frosch den sie entdeckten, die Begleitung konnte nicht recht verstehen das es so etwas in ihrem Ort gab. 

Fazit ist, dass man Kinder sehr wohl, auch im Zeitalter der Digitalisierung, für naturnahe Hobbys begeistern kann. Sonst wird die Terraristik auf lange Sicht einen schweren Stand haben.

Weniger…

UV-Licht

​Als ich mit meinem Hobby anfing, war der Einsatz von UV-Licht ein immer wieder heiß diskutiertes Thema.

Mehr…

⁣  

Man wollte damit das Auftreten der sogenannten "Streichholzbeinchen" eindämmen. Heute denke ich, dass eine Hauptursache dieser Missbildungen im Fehlen einer ausgewogenen Ernährung der Elterntiere liegt.

So aber gehörte es damals eben zum guten Ton seinen Tieren regelmäßig eine Dosis ultraviolettes Licht zu spendieren. Zu diesem Zweck wurde ein Strahler der Marke OSRAM Ultra-Vitalux angeschafft und auf einem ausrangierten Kamerastativ befestigt. Dieses etwas wacklige Gebilde wurde anschließend vor einem geöffnetem Terrarium aufgestellt und der Strahler für eine bestimmte Zeit eingeschaltet. War die Zeit um, zog man mit seiner Lampe weiter zum nächsten Becken und der Vorgang wiederholte sich.

Aus irgendeinem Grund, den ich heute nicht mehr weiß, verließ ich einmal kurz den Terrarienkeller. Bei meiner Rückkehr sass die eigene Frau vor dem Strahler und genoss die Wärme, die der 300 Watt starke Strahler abgab. Irgendwo musste sie gelesen haben, dass dem geplagten Mitteleuropäer in den dunklen Wintermonaten nicht genügend natürliches  UV-Licht zur Verfügung steht.

Das Ergebnis der hauseigenen Strahlentherapie zeigte sich sehr bald. Die Gesichtshaut meiner Frau wurde rot, brannte ordentlich und sah nicht sehr gesund aus. Die Haut wurde nun mit diversen Cremes bearbeitet der Zustand hielt jedoch eine Weile an und besserte sich dann wieder.

Irgendwann wurde der Strahler, obwohl er auf so eindrucksvolle Weise seine Wirksamkeit unter Beweis gestellt hatte, eingemottet. Meine Frösche haben die UV-Bestrahlung damals immer ohne Schäden überstanden.

Weniger…